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Zwischen Weihnachtsfrust und Neujahrsduft
 
 
Eigentlich heisst es doch, dass die Weihnachtszeit eine sehr besinnliche Zeit ist bzw. sein sollte. Auch wenn es meist etwas schwierig ist, der lieben Verwandtschaft in dieser Zeit den Rücken zu kehren, so habe ich mich noch nie so auf meine musikalischen Vorlieben besinnt wie zu diesem Zeitpunkt, so dass ich mir schon etliche Wochen im Voraus meine Karte für das NEUWERK-FESTIVAL 2009, welches am 27.12. im Berliner Postbahnhof Station machen sollte, gesichert habe. Auch der nur knapp 200m lange Nachhauseweg war eher ein Strich auf der Vorteilsseite meiner Pro- und Kontraliste, genauso wie die anschliessende 3-Tage-Arbeitswoche; weitere Einträge gab es nicht ^^.
 
Die musikalische Untermalung für diesen ereignisreichen „Festtagsschmaus“ sollte durch NOISUF-X, SOLAR FAKE, THIS MORN OMINA, REAPER, S.P.O.C.K. und vor allem VNV NATION gewährleistet werden, doch bereits beim Einlass wurde das Gemurmel laut, dass CENTHRON den Startschuss an diesem Abend geben und für THIS MORN OMINA einspringen würden. Für Postbahnhofverhältnisse relativ pünktlich starteten Selbige bereits 18:45 Uhr mit Ihrer knapp 30-minütigen Bühnenshow, die den weiblichen Fans in der ersten Reihe nicht nur die Schweißtropfen auf die Stirn, sondern auch ein laszives Lächszen entlockte, als die Jungs ihre Oberkörper entblößten. Nunja, wem’s gefällt…
Zumindest die elektronischen Beats wummerten durch die Boxen, so dass ein kollektives Mitwippen im Saal zu vernehmen war und die Hauptaufgabe, das Anheizen der Massen, wohl erfüllt wurde – eine gute Ausgangsbasis für den kommenden Act: NOISUF-X.
Ebenfalls sehr elektrolastig angehaucht, präsentierte sich Mastermind Jan L. mit seinen 2 Live-Gefährten sehr mitreißend auf der Bühne, obwohl die Songs so gut wie keine Vocals enthalten. Doch genau das macht die Musik von NOISUF-X so einzigartig und liebeswert. Ganz dem gleichnamigen Songtitel entsprechend waren NOISUF-X wie „Hans Dampf“ in allen Gassen unterwegs und powerten nur so los. Vor allem „hard-hitting“, „jezebel“ und das allseits bekannte „hit me hard“ blieben in freudiger Erinnerung und bestärkten mich einmal mehr darin, dass NOISUF-X buchstäblich abgehn wie Schmidt’s Katze. Eine vortreffliche Wahl der Veranstalter und ein Party-Anheizer vor dem Herrn. Das war sicher nicht der letzte Auftritt, den ich miterlebt hab!
 
Mit etwas weniger brachialen Elektroklängen ging es nach einer kurzen Umbauphase weiter. SOLAR FAKE heisst das reine Solo-Elektroprojekt vom Zeraphine-Frontmann Sven Friedrich, welches ergänzt durch Livekeyboarder Frank seit Anfang 2006 von sich Hören macht. Ein unverwechselbarer Sound, den es so noch nicht gab und mit Sven’s einzigartiger Stimmfarbe neue Wege aufzeigt. Schubladendenken fehl am Platz. Auch hier wurde die knapp 35-minütige Spielzeit mit einer grandiosen Songauswahl aus dem Debütalbum „broken grid“ angereichert und ließ neben dem Clubhit „the shield“, den Ohrwürmern „here i stand“ und „stigmata rain“ sogar Platz für den neusten Song „resigned“. Abgerundet wurde der musikalische Zwischengang mit dem verzerrt dargebotenem „lies“ sowie dem ebenfalls neu entstandenen Placebo-Cover „song to say goodbye“. Das ausgerechnet bei SOLAR FAKE die linke Boxenreihe ganz oder teilweise ausfallen musste war schon ärgerlich, zumal das fiepen und knistern sich ziemlich tief in den Gehörgang bohrte. Doch wieso sollte die Technik auch einmal von Anfang bis Ende funktionieren? Wäre ja langweilig …

Der Uhrzeiger stand mittlerweile kurz vor der 9 und es war gradmal die musikalische Halbzeit erreicht. Ohne langes Federlesen betraten REAPER die Bühne und zeigten dem Postbahnhof wo der Industrial-Hammer so hängt. Doch anscheinend waren die Boxen noch immer nicht geheilt, so dass die eh schon verzerrten Synthieklänge und Horrorfilm-Samples kaum verständlich waren. Nach 3 Liedern hat’s mir gereicht und ich kam mir ebenfalls ein wenig „weltfremd“ vor, als ich mich aus der 5.Reihe kämpfte, um im Vorraum ein kleine Verschnaufpause einzulegen. Die „robuste maschine“ in Form von Frontmann Vasi Vallis stapfte weiter über die Bühne und versetzte die Masse in einen Trance-ähnlichen Zustand. Mit „she is a devil and a whore“ war nach guten 45 Minuten das Ende der Setlist erreicht. Ein Highlight für etliche Besucher, die überwältigt und ausgepowert die Halle verließen um sich im Außenbereich schnellstens abzukühlen. REAPER, eine tolle und sehr beliebte Band – doch leider nicht für mich. Aber gottseidank hat Vasi ja mehrere musikalische Eisen im Feuer, die eher meinen Geschmack treffen. *see you @ FROZEN PLASMA* :o)

Der nächste Act -und für mich Enttäuschung des Abends- waren die schwedischen S.P.O.C.K., die ganz in Raumschiff Enterprise Manier über die Bühne schwebten und mehr oder weniger gewöhnungsbedürftige Synthiepop-Klänge zum Besten gaben. Und an diesem Abend war ich wohl nicht allein mit dieser Ansicht, denn noch während des ersten Songs strömten gut 1/3 der Besucher zurück in den Vorraum und tauschten verstörte Blicke untereinander aus. Irre! Sänger Alexander Hofman fand es nach seinem gut 1-stündigen Auftritt sogar noch vollkommen normal und amüsant mit seiner Pumpgun aus den Backstagegefilden in die Menge der Besucher zu spritzen und sich wie ein kleines Kind ins Fäustchen zu lachen und zu verstecken. Leider war es alles andere als Freude, was die mit Wodka benässten Opfer im Gesicht hatten …

Viel Zeit zum ärgern blieb allerdings nicht, denn das Ende der Co-Headliner S.P.O.C.K. besagte ja im gleichen Atemzug, dass in wenigen Minuten die Creme de la Creme, VNV NATION, auf der Bühne stehen würden – das Beste zum Schluss! So sollte es sein …

Als kleines Schmankerl für die Fans gab es im Vorfeld die Möglichkeit via Voting die beliebtesten Songs der nun in Hamburg gestrandeten Engländer zu ermitteln, so das diese quasi als eine Art Weihnachtsgeschenk für die Fans im Liveset berücksichtigt werden konnten. Minutenlang klatschten und pfiffen die Fans gen Bühne empor um endlich den lang ersehnten Startschuss herbeizuführen, welcher nach gefühlten 30 Minuten mit einer übergroßen LED-Lichtshow der Worte ‚faith’ ‚power’ und ‚glory’ und dem Intro zu „pro victoria“ fiel. Wie auch bei der eigenen Tour vor ein paar Monaten stürmte auch diesmal Frontmann Ronan Harris auf die Bühne und wurde vom wartenden Publikum lauthals willkommen geheißen. Das lautstarke Jubeln wurde durch fehlerfreies Mitsingen zu „tomorrow never comes“ ersetzt und spätestens als die ersten Takte zu „honour“ und „further“ erklangen, beide aus der Top5 des Fanvotings, glich der Postbahnhof einem Hexenkessel … let the Party stated …

Wie ein Wirbelwind sauste Ronan von einer Seite zur Anderen, agierte mit den Fans, hatte sichtlich Spass und schien fast überwältigt von soviel Akzeptanz und Freude seitens der versammelten Fanschar. Auch meine Lieblinge „arena“, „nemesis“ und „chrome“ hatten es wieder auf die Setlist geschafft – eine kleine Tanzpause zum Luft schnappen war so einfach nicht drin ;o). Erst als die Lichter erloschen und nur vereinzelte blaue LED-Sternchen funkelten, kehrte mit „illusion“ etwas Ruhe ein. Die Feuerzeuge schnellten in die Höhe, die Arme wippten im Takt mit und kaum stand der Refrain an, stimmten der ganze Saal mit ein, so dass Ronan nur noch das Micro in die Menge halten musste. Eine grandiose Stimmung und tolle Atmosphäre! Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass nach 4 weiteren Songs, u.a. „standing“ und „beloved“ das reguläre Set bereits zu Ende sein sollte. Doch wer schon mal in den Genuss kommen durfte VNV NATION live zu erleben, der weiss an dieser Stelle, wie hartnäckig und vor allem laut die Fans sein können. Nicht enden wollende VNV-Rufe hallten durch den Raum und riefen so den ersten Zugabenblock auf den Plan, der u.a. das geniale „carry you“, welches Platz 2 im FanVoting belegt hatte, „where there is light“ und Bronze-Gewinner „still waters“ für uns bereit hielt. Allmählich schwanden die Kräfte und Mitternacht war schon längst vorbei. Aber was wäre ein VNV NATION Gig ohne den Abschlusssong  „perpetual“? Ich hoffte inständig, dass all das Klatschen, Rufen und Pfeiffen auch diesmal helfen würde um Ronan, Mark sowie die zwei Gast-Keyboarder (Andre und Tom) wieder auf die Bühne zu locken. Und tatsächlich … es gelang!

Alles in allem war das NEUWERK-FESTIVAL 2009 ein Feuerwerk der Emotionen und somit wohl das beste Ausklingen der Weihnachtszeit, dass ich seit langem erlebt habe. Ich kann das neue Jahr schon riechen und freue mich auf die dort anstehenden Konzerte und Festivals, die bereits jetzt fest in meinem Terminplan stehen und die ein oder andere Band dieses Fstivalspektakels im Kader aufgelistet haben ;o)

In diesem Sinne: „the symphony of what we are“ … bis zum nächsten Jahr ;o)

 

 

 

 

 

    
 
 
 
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